Das öffentliche Leben steht still und die zu erwartenden wirtschaftlichen Folgen geben Grund zur Sorge. Denn der Crash an den Börsen, der uns allen aus der Finanzkrise 2008/2009 wohlbekannt ist, ist in der Corona-Krise nur ein Teilaspekt der disruptiven Auswirkungen auf die weltweiten Volkswirtschaften. Die Sicherheitsvorkehrungen, die für eine verlangsamte Ausbreitung der Pandemie sorgen sollen, haben zur Schließung eines Großteils von Geschäften und Umsatzeinbußen in den Unternehmen geführt und neue Staatsschulden sollen nun einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft verhindern.
Lockerung der Geldpolitik
Eine Lockerung der Geldpolitik ist dabei die logische Folge. Doch wie weit werden die Staaten bereit sein, dieses Instrument zu nutzen? Die USA erhöhen ihr Konjunkturpaket mittlerweile im Wochentakt und sind derzeit bei 2,2 Billionen USD angekommen. Neben den 800 Mrd. USD, die für Staatsanleihen und Hypothekenpapiere vorgesehen sind, wird es auch Rettungsgelder für die großen Unternehmen und ein provisorisches Arbeitslosengeld für Beschäftigte geben. Den Zinssatz hat die FED bereits auf (fast) Null gesenkt. In Europa herrscht ein ähnlicher Aktionismus. Das „Pandemic Emergency Purchase Programme“ der EZB umfasst 750 Mrd. EUR für Staats- und Unternehmensanleihen und wird mindestens bis Ende 2020 laufen. Diskutiert werden darüber hinaus „Corona-Bonds“ und die Einschaltung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM). Die KfW wird in den nächsten Wochen an deutsche Unternehmen bis zu 100 Mrd. Euro an Krediten vergeben, für welche eine Haftung durch den Staat übernommen wird. Ähnlich sieht auch der Krisenmodus in Japan und Korea aus.
Wie hoch die Preisinflation nach der Krise sein wird ist ungewiss. Denn die Rezession, in die wir gerade stürzen, hat es so noch nie gegeben – zeitgleich auf der ganzen Welt und in (fast) allen Wirtschaftssektoren. Zu erwarten sind in jedem Fall Kreditausfälle, Insolvenzen und ein hoher Liquiditätsbedarf. Unklar ist jedoch, was die Krise für die Refinanzierung und Rekapitalisierung der Banken bedeuten wird.
Auswirkungen auf das Asset Management
Die EZB rief daher explizit Banken dazu auf, mindestens bis zum 01.10.2020 auf Dividendenzahlungen zu verzichten. Diskutiert wird der Stopp von Dividendenzahlungen jedoch auch für Unternehmen, diese sollen nur dann ausgeschüttet werden, wenn dadurch die Stabilität der Unternehmen nicht gefährdet wird.
Analog dazu wird auch die Kostenseite in Schach gehalten. Neueinstellungen wurden im Asset Management nahezu gestoppt. An erster Stelle steht der Versuch, Mitarbeiter zu halten. Inwieweit es zu Kurzarbeit kommen wird, bleibt abzuwarten, und auch ein Personalabbau lässt sich nicht in allen Fällen vermeiden. Regulatorische Projekte werden weiterhin fortgeführt, ausgeschrieben und vergeben, doch vieles, was nicht zwingend notwendig ist, wird bis auf Weiteres auf Eis gelegt.
Systemseitig läuft das größte Business-Continuity-Experiment aller Zeiten überraschend gut. Laut der Deutschen Telekom halten die Netze dem Ansturm stand und die Netzkapazitäten werden voraussichtlich auch nicht an ihre Grenzen geraten. In den Unternehmen der Finanzbranche arbeiten derzeit ca. 90% der Belegschaft remote; Microsoft Teams, Skype, WebEx und Zoom sind im Dauereinsatz. In manchen Unternehmen weist die derzeitige Situation aber auch schmerzlich auf das Alter einiger Systeme hin. Die Corona-Krise wird also sicher auch eine Chance sein, die IT-Infrastruktur zukunftsfähiger zu machen. Weiterhin wird die Krise auch darauf Auswirkungen haben, wie viele Mitarbeiter in Zukunft aus dem Homeoffice arbeiten werden. Unternehmen werden Büroräume und Arbeitsplätze neu überdenken. So gibt es jetzt bereits Unternehmen, die lediglich für die Hälfte der Angestellten Arbeitsplätze bereithalten und damit zeigen, dass das System auch so funktionieren kann. Steigern Homeoffice und flexiblere Arbeitszeiten die Zufriedenheit der Mitarbeiter und so womöglich die Produktivität und die Qualität der Arbeitsleistung? Ist der Status Quo der Büroräume von Banken und Asset Managern überhaupt noch zeitgemäß?
Nachhaltigkeitsregulierung
Die Diskussion um Kostenersparnisse rund um Büroräume und die Reduktion des einhergehenden Energieverbrauchs wird spätestens dann intensiviert werden, wenn dem EU-Aktionsplan zur Nachhaltigkeitsregulierung Taten folgen. Eine von „Fridays for Future“-Aktivisten geforderte Zurückhaltung zugunsten des Weltklimas war bis vor kurzem noch undenkbar. Von einen auf den anderen Tag scheint diese Zurückhaltung selbstverständlich zu sein. Lesen Sie dazu demnächst mehr auf unserer Homepage.
itechx Aufsatz von Marina Milicevic