Unabhängigkeit zwischen KVGen und Verwahrstellen

Die Fachtagung von itechx und FAROS Consulting ist zu einem der wichtigsten Branchentreffs avanciert: Der schon zur frühen Morgenstunde restlos gefüllte Ballsaal stellt es unter Beweis. Volker Braunberger, Geschäftsführer der itechx GmbH, ist sich als Initiator der jährlichen Fachtagung seiner Verantwortung bewusst und skizziert in seiner Einführung einige der aktuellen Herausforderungen der Branche. Die Fachtagung widmet sich dem Thema „Unabhängigkeit zwischen KVGen und Verwahrstellen: Auslauf- oder Zukunftsmodell?“

Karsten Wiede, Manager bei der itechx GmbH, zeigt wesentliche Einflussfaktoren aus UCITS V/OGAW V auf. UCTIS V fordert die Unabhängigkeit der Verwahrstellen: Wiede berichtet über die Leitlinien sowie von ihren Auswirkungen und Folgen. Mindesstens ein Drittel der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrats der Verwaltungsgesellschaft müssen nach dem Umsetzungsentwurf der Richtlinie 2014/91/EU unabhängig sein.

Wiede macht die Bedeutung der Sicherstellung einer unabhängigen, interessenkonfliktfreien Wahrnehmung der Verwahrstellenfunktion durch organisatorische Maßnahmen klar. Besteht eine qualifizierte Beteiligung (10 %), führt dies zu zusätzlichen Anforderungen (ESMA/2014/1417).
„Die Regelungen betreffen neben externen OGAW auch alle externen AIF-KVGen und damit auch Verahrstellen“, berichtet Wiede. Die KVG hat gegenüber der Aufsicht z.B. darzulegen, weshalb Konzern-Verwahrstelle im Vergleich zu einem unabhängigen Instiut im Interesse des OGAW bzw. AIF under der Anleger ist. Die gesellschaftliche Trennpflicht sei jedoch vorerst vom Tisch.
„Wird durch die geforderte Unabhängigkeit wirklich ein größerer Kundenschutz erzielt oder entsehendurch das Beibehalten einer konzerneigenen Verwahrstelle nur höhere Kosten?“ Wiede macht das Spannungsfeld von Kundenschutz versus Kosten deutlich.

„Möglicherweise bringt UCITS V gar keine Neuerungen,“ gibt Wiede zu bedenken, „da bei der Auswahl der Verwahrstelle auch heute schon ein Bieterverfahren mit Due Diligence stattfindet.“ So genannte „Beauty Contests“ gibt es schon lange.
Konzernunabhängige Verwahrstellen sind heute schon am Markt. Es stelle sich aber die Frage, ob diese wirkich am besten mit den geänderten Bedingungen umgehen können. „Es betrifft Sie alle, Sie haben alle die gleichen Anforderungen zu bewältigen“, ruft Wiede den Teilnehmern zu.
Reduzierung der Beteiligunge, kürzere Wege, schnellerer Knowhow-Transfer, frühzeitigere Einbindung, erleichterte Abstimmung für Neuprodukte und erhöhte Hilfsbereitschaft im Konzernverbund bei Rückfragen und Problemen sind Vorteile einer Organisation, die Verwahrstelle und (Master-)KVG unter einem Dach vereint.„Die komplette Unabhängigkeit zwischen (Master-) KVG und Verwahrstelle sei durch funktionale und hierarchische Trennung aber nur schwer sicherzustellen. Due Diligence Prozesse müssen KOnzernbindung berücksichtigen, um darzulegen, weshalb eine Konzern-Verwahrstelle im Vergleich zu einem unabhängigen Institut im Interesse des OGAW bzw. AIF und der Anleger ist“, listet Wiede weitere Punkte auf.

Wiede weiß zahlreiche Auswirkungen der unterschiedlichen Konstellationen aufzuzeigen. Für die Marktteilnehmer sei es essentiell, hier eine unabhängige Analyse durchführen zu lassen. Konzernunabhängige Verwahrstellen erfordern das Vorhalten von zusätzlichen tehcnischen und fachlichen Schnittstellen. Der Aufwand für einen Beauty Contest zur Auswahl muss einen ähnlichen Umfang haben wie eine Due Diligence. Ein SPOC (Single Person of Contact) ist unerlässlich, aber oft schwierig umsetzbar. Erweiterung der Angebotspalette und Zugang zu potentiellen Neukunden, welche einen One-Stop-Shop präferieren, indirekter Ausbau des Verwahrstellengeschäfts durch Übernahme einer KVG möglhc, Schaffung neuer oder Beibehaltung von Einnahmequellen sind Aspekte auf der Anbieterseite.
Mehr zum Hintergrund des Thema in Volker Braunberger, Oliver Everling und Uwe Rieken (Herausgeber): Rating von Depotbank und Master-KAG: Anlegerschutz und Effizienzsteigerung für institutionelle Kapitalanleger, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de, Wiesbaden 2011, 316 Seiten, ISBN 978-3-8349-2578-7.